Der Lehnhofpark, vielen auch bekannt als Friedehorstpark, liegt als höchste natürliche Erhebung Bremens auf der Geest in Bremen-Lesum und bildet mit seinen beeindruckenden Gehölzkulissen einen malerischen Übergang vom besiedelten Stadtgebiet des Bremer Nordens zur landwirtschaftlich geprägten offenen Landschaft der Bremer Schweiz in Niedersachsen. Wie viele Parkanlagen am hohen Ufer von Lesum und Weser verdankt er seine Entstehung im 19. Jahrhundert der damaligen Neigung bei Bremer Kaufmannsfamilien hier einen Sommersitz zu errichten.
An einem herrlichen Spätsommernachmittag im September 2016 führte der Landschaftsarchitekt Stefan Villena-Kirschner gut 20 Interessierte auf Einladung der AGBS durch das noch erhaltene Kernstück des ehemals deutlich größeren Lehnhofparks. Die Teilnehmer erfuhren, dass der Park seit 1840 von dem Kaufmann und Senator Johannes Theodor Lürman angelegt und über ein halbes Jahrhundert kontinuierlich weiter entwickelt wurde. So wurde das Sommerhaus im Schweizerhausstil 1857 zentral in das Grundstück integriert.
Die heute noch erlebbare Parkgestaltung im landschaftlichen Stil nach englischem Vorbild folgte erst in den 1870er Jahren. Der Entwurf dazu stammt wohl aus der Zeichenfeder Wilhelm Benques, dem berühmten Schöpfer des Bremer Bürgerparks. Heute zeigt sich der Park zwar etwas vernachlässigt, ist jedoch mit seinen baumumstandenen Wiesen, malerischen Gehölzgruppen, buchtenreichen Teichen, leicht modelliertem Gelände und geschwungenen Wegen in seinen Grundzügen weitgehend unverfälscht und bildet damit ein herausragendes Zeugnis der landschaftlichen Gartenkunst in Bremen.
Mit historischen Bildern und detaillierten Erläuterungen über die Entstehungsgeschichte des Parks, seine einstigen Gebäude und seine Eigentümer ließ Stefan Villena-Kirschner ein Stück Kulturgeschichte der Bremer Schweiz lebendig werden. Viele Gestaltungselemente aus den Entstehungsjahren des Parks können bei näherer Betrachtung auch heute noch entdeckt werden. Beeindruckend sind die zum Teil außergewöhnlichen Gehölze des Parks, wie z.B. eine schlitzblättrige Buche, ein Trauerbuche oder eine riesige Küstentanne, sowie auch einige Exoten aus Pflanzungen späterer Jahre.
Abgerundet wurde der Nachmittag auf historischen Spuren durch einen kurzen Blick in die denkmalgeschützte Lehnhofsiedlung, die in den fünfziger Jahren in einem ausgeprägt traditionalistischen Stil um eine baumumstandene Wiesenfläche des Lehnhofparks errichtet wurde. Christof Steuer, ehemaliger Bauamtsleiter von Bremen-Nord, brachte uns in seinem Vortrag Leben und Wirken des bekannten Bremer Architekten Eberhard Gildemeister näher, der die Lehnhofsiedlung mit viel Fingerspitzengefühl in die damalige Parklandschaft eingefügt hat.
Der Lehnhofpark ist heute im Eigentum der Stiftung Friedehorst und wird von den Bewohnern der Stiftung, Besuchern und der umliegend ansässigen Bevölkerung ausgiebig zur Genesung und Erholung genutzt. Für den Erhalt des Parks wird es notwendig sein, ein starkes bürgerliches Engagement zu organisieren. Die AGBS will gerne einen Beitrag dazu leisten.